Gospel 4     26. Oktober 2013

Es soll tatsächlich noch Menschen in Wettersbach geben, für die KultArt im 15. Jahr des Bestehens immer noch eine unbekannte Größe ist. Kaum zu fassen! Vor wenigen Tagen am traditionellen letzten Oktobersamstag allerdings sah es nicht so aus. Schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung waren die erfahrenen KultArt-Fans wieder erschienen, um sich einen guten Platz zu ergattern, denn sie wissen längst: die Aula der Heinz-Barth-Schule ist an diesem Abend immer ausverkauft.

Und so hatte man Gelegenheit, bis zum Start des Programms in aller Ruhe die ausgesuchten Weine zu probieren und die aufs Neue hochoriginelle Saaldekoration zu betrachten: Kerzenlicht auf den Tischen, Arrangements mit Vinyl-LPs und CDs, zahlreiche historische Radiogeräte, sogar ein echter Volksempfänger aus den 30er Jahren und ein wunderschönes Grammophon mit einem gewaltigen Trichter zogen die Blicke auf sich. Bei seiner Begrüßung freute sich Dr. Hans-Ulrich Bittighofer nicht nur über das volle Haus sondern auch über prominente Gäste wie Kulturbürgermeister Jäger und MdL Stober, deren Besuch den Stellenwert von KultArt für die Karlsruher Kulturlandschaft bestätigte.

Als Bittighofer die Künstler des Abends präsentierte, staunte so mancher über die musikalischen Qualitäten des Quartetts, das sich schlicht Gospel 4 nennt, von denen aber jeder eine beachtliche künstlerische Vita wie z.B. Fernsehauftritte, Musical-kompositionen, unzählige Konzerte in hochkarätigen Häusern, u. a. vorzuweisen hat.

Mit verhaltenem Beginn stimmte Gospel 4 das Publikum ein, wobei aber Katrin Haug schon bei den ersten Titeln ihr enormes stimmliches Potential andeutete. Die beiden Gitarristen Martin Wüstner und Fritz Haug begleiteten virtuos und Birgit Langer, die als Frontfrau mehrerer  Bands genau weiß, wie man die Stimmung im Publikum anheizt,
überzeugte mit hinreißenden Interpretationen der klassischen Gospels, wie „Swing low, sweet chariot“ oder „Joshua fit the battle of Jericho“. Ob im Quartett, im Duett oder Solo, ob mit Begleitung oder vocal – die Songs erzeugten bald rhythmischen Beifall, stürmische Bravorufe und begeistertes Mitwippen im Publikum.Es bedurfte keiner langen Aufforderung, dass der ganze Saal bei den bekanntesten Refrains einfach mitsang. Als die Künstler eine kurze Pause ankündigten, hatte das Konzert so viel Fahrt aufgenommen, dass man sich schnell mit neuen Getränken und einigen kulinarischen
   Gospel 4                                           Leckereien versorgte, um sich so ganz dem zweiten Teil des Programms

hinzugeben. Nun heizten Gospel 4 den Gästen so richtig ein. Katrin Haug mit ihrer groovenden Altstimme ging voll aus sich heraus, und jeder konnte verstehen, dass sie schon seit Kindertagen in Aretha Franklin und Mahalia Jackson ihre großen Vorbilder sieht. Ein Hit jagte nun den anderen. Zu Ehren kamen Titel von Steve Wonder, Janis Joplin, Tina Turner und weiterer Heroen der Soul-, Blues- und Pop-Geschichte.

Absolute Höhepunkte dann ein begeisterndes Medley von den Les-Humphries-Singers und eine selbst arrangierte Version von „Oh happy day“. Als es keinen im Saal mehr auf seinem Platz hielt und erneut rhythmischer Beifall zu weiteren Highlights aufforderte, bewiesen die Künstler, dass sie auch eine hervorragende Konzertdramaturgie und die Klaviatur der Emotionsskala beherrschen. Auf eine kurze Ankündigung hin wurde es mäuschenstill und die beiden Sängerinnen zelebrierten - sparsam unterstützt von den Gitarren - „Amazing Grace“ auf eine höchst zarte und gefühlvolle Weise.

Dass das Konzert nun zu Ende gehen sollte, akzeptierte man im Publikum nicht. Nur mit einer Reihe von Zugaben konnte Gospel 4 die Begeisterung wieder einfangen und erst danach unter tosendem Beifall die Bühne verlassen.

„Ein wunderbarer Abend“, „eine Klasse-Truppe“, „Wir hätten echt was versäumt, wenn wir nicht dabei gewesen wären“ - solche Kommentare waren bei den Tischgesprächen im Anschluss zu hören. Die meisten gönnten sich dann als Sahnehäubchen des Abends noch ein Schmankerl aus der KultArt-Küche, nahmen noch einen fruchtigen

Grauburgunder oder eher einen samtigen Spätburgunder aus einem preisgekrönten badischen Weingut an den Tisch, bevor sie sich über das unschlagbare und bereits legendäre KultArt-Dessert-Buffet hermachten.


Auch den Künstlern schien es ausnehmend gut zu gefallen. Sie mischten sich unter das Publikum und genossen die Leckereien, die man ihnen auftischte. Eine Veranstaltung mit einem solchen Ambiente – so meinten sie übereinstimmend – hätten sie in ihrer langen Konzertlaufbahn wohl kaum erlebt
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